Interview auf Deutsch
(es war publiziert im September 2014)
Kateřina Antošová sagt, dass sie nicht außergewöhnlich ist. Sie ist Mutter von drei Söhnen, Programmiererin und Auditorin. Es ist jedoch übermäßige Bescheidenheit - sie ist eine Person, die trotz Widrigkeiten einen unerschütterlichen Lebenswillen und eine unermüdliche Begeisterung für den Sport behalten hat. Sie ist eine Frau, die weiß, wie man sich einem Leben im Rollstuhl stellt. Wir haben uns sehr gefreut, mit ihr über ihr neues Leben zu plaudern.
Was ist eigentlich vor zwei Jahren passiert?
Ich pflückte Birnen und fiel vom Baum. Ein gebrochener Wirbel trennte mein Rückenmark durch und ich konnte die untere Hälfte meines Körpers nicht mehr bewegen. Es war schwer, mich daran zu gewöhnen, aber ich habe einen starken sportlichen Geist, was eigentlich Glück im Unglück war. Ich hatte noch so viel: Familie, Freunde, Arbeit und einen gesunden Kopf und gesunde Hände. Das einzige, was mir fehlte, war Bewegung. Sofort nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, kaufte ich mir ein Handbike - ein Fahrrad für Rollstuhlfahrer, auf dem man liegt und mit den Händen „tritt“. Ich freute mich darauf, meinen Mann zu begleiten, wenn er Marathons lief. Ohne Fahrrad hätte ich nie mit ihm Schritt halten können. Nach ein paar Monaten begleitete mein Mann mehr und mehr MICH bei Rennen und musste sogar ein Rennrad kaufen - ein Mountainbike war nicht genug.
Wie hat sich Ihr Leben nach dem Unfall verändert?
Nicht viel. Ich gehe immer noch zur Arbeit, ich treibe Sport ... Aber ich kann mich immer noch nicht daran gewöhnen, dass alles so lange dauert. Nach dem Unfall war ich wie ein kleines Kind - abhängig von anderen und ich musste neu lernen, wie man vieles macht. Es war eine völlig andere Welt. Es spielte keine Rolle, worin man in seinem früheren Leben gut war, jetzt war es nur wichtig, wie man es schafft, abends unter die Dusche zu kommen. Ich traf viele tolle Leute und wollte meine Erfahrung der "anderen Welt" mitteilen. Also schrieb ich einen Blog. Aufgrund der positiven Kommentare, die ich erhielt, wurde aus meinem Blog ein Buch mit dem Titel "Tagebuch einer Paraplegikerin, oder Wie ich von einem Birnbaum fiel". Mit Humor und etwas Übertreibung schrieb ich über die ersten neun Monate meines neuen Lebens.
Und wie kommt das Buch an?
Von dem gesamten Prozess, wenn man seine Erfahrungen aufschreibt bis zu dem Punkt, wenn die Leute das Buch kaufen und lesen, ist das Schwierigste, genau den richtigen Leser zu finden - also jemand, der ein Buch von einem völlig unbekannten Autor kauft, der ausgerechnet über das Leben im Rollstuhl schreibt. Deshalb wählte ich den Weg über Crowdfunding, wo zukünftige Leser über das Schicksal des Buches und darüber, ob es gedruckt wird, entscheiden. Entweder findet man genug von ihnen und das Buch erscheint, oder das Projekt scheitert und das Geld wird an die Unterstützer zurückgegeben. Glücklicherweise haben wir es geschafft, das Interesse ganz vieler Leute zu gewinnen. Das Buch wurde im März veröffentlicht und wir bereiten zurzeit eine Neuauflage vor, denn die ersten fünfhundert Exemplare sind alle weg.
Und was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Jetzt bin ich fast am Ende einer anspruchsvollen Handbike-Rennsaison. Dieses Jahr habe ich an vierzehn Rennen teilgenommen, sieben davon im Ausland. Ich war auf dem vierten Platz in einem Weltcup-Rennen und auf dem sechsten Platz bei der Weltmeisterschaft in Paracycling, die Ende August in South Carolina stattfand.
Auszug aus dem Tagebuch einer Paraplegikerin
1. Februar 2013
Morgens gehe ich schwimmen, weil man erst um 10 Uhr meinen Computer zur Arbeit bringt. Ich freue mich darauf, wieder fit zu sein. Man hat keine Probleme mit mir in Brumlovka. Es gibt da ein gut ausgestattetes Fitness-Center mit einem 25 m Schwimmbecken. Es scheint, dass es in Prag nur zwei Schwimmbecken mit beweglichen Sitzen gibt. Der Sitz ist an der Treppe zum Schwimmbecken montiert und funktioniert nach dem Prinzip des Wasserauftriebs in einem Zylinder. Er wird durch einen Hebel bedient und geht von selbst auf und ab. Anfangs kämpfte ich ein bisschen damit, aber ich versicherte dem Bademeister, dass ich nach dem dritten Mal selber damit umgehen kann.
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Auf dem Weg von der Arbeit nach Hause spielt sich dieser Monolog in meinem Kopf ab: "Ich sehe nichts, nur geparkte Autos. ... Ja, gut, er lässt mich fahren. Aber Vorsicht, ich habe immer noch einen hinter mir. Pass auf und vermeide das Loch in der Mitte der Straße ... Lasst uns fahren ... oh ... gut, ich bin auf dem Bürgersteig. Um Gottes willen, Leute, haltet nicht an ... ich fahre. Es gibt nur eine Bremse zum Parken. Vorsicht auf der linken Seite, ich überhole. Leider war eine Glocke nicht Pflichtausrüstung ... Ich fahre über den Zebrastreifen zu den Stellen, wo es leichter ist, auf den Pflastersteinen zu fahren. Ich weiß, Junge, dass du darauf wartest. dass ich verschwinde. Aber das geht nicht so schnell. Du brauchst nicht rückwärts zu fahren, ich kann mich da irgendwie hineinquetschen ... Dummer Hügel. Dummes Kopfsteinpflaster. Mein Vorderrad bleibt zwischen den Pflastersteinen stecken. Ich habe es wirklich satt. Wo sind sie denn alle?" "Ja, das ist nett von Ihnen, mir zu helfen." "Wie geht es Ihnen? Es geht mir gut." "Ein elektrischer Rollstuhl ist zu teuer." "Što ty ljubis čitat?" "Spasibo. Vielen Dank. Thank you very much. Děkuji."